Die mehrjährige Restaurierung eines der bedeutendsten Wiener Brunnendenkmäler der Barockzeit ist abgeschlossen. Erneuerte Brunnentechnik und nunmehr funktionstüchtige Glaslaternen vervollständigen die barocke Pracht des Vermählungsbrunnens.

Die Entstehung des Vermählungsbrunnens geht auf ein Gelübde Kaiser Leopold I. im Jahr 1702 zurück. Nach der siegreichen und glücklichen Heimkehr seines erstgeborenen Sohnes Joseph aus den Spanischen Erbfolgekriegen sollte eine Danksäule zu Ehren des heiligen Joseph errichtet werden. Deswegen entstand 1706 nach dem Entwurf des Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach am damals zentralen Wiener Marktplatz ein Votivdenkmal aus Holz, die sogenannte „Josephssäule“. Diese wurde 1729 bis 1732 auf Initiative von Kaiser Karl VI. nach Plänen von Joseph Emanuel Fischer von Erlach in Stein und Bronze erneuert. Der heutigen Bezeichnung "Vermählungsbrunnen" liegt die im Zentrum dargestellte Vermählunggruppe von Maria und Josef mit dem Hohepriester zugrunde.

Vermählungsbrunnen am Hohen MarktDen 18,5 Meter hohen, barocken Denkmalbrunnen zieren vier Sockelvorsprünge, die jeweils von einem Engel besetzt sind. Auf den vier korinthischen Säulen sitzt ein imposanter Bronzebaldachin mit Strahlenkranzbekrönung von Johannes Baptista Divall. In der zentralen Vermählungsgruppe sind Maria und Josef mit dem Hohepriester dargestellt. Die sieben Figuren aus Carraramarmor wurden vom venezianischen Bildhauer Antonio Corradini geschaffen. Den dominanten Unterbau aus Rund- und Volutensockeln zieren drei Steinreliefs mit den biblischen Szenen „Anbetung der Hirten“, „Darbringung im Tempel“ und „Anbetung der Könige“, eine Inschrifttafel sowie bekrönende Laternen. Die beiden Rundbecken mit Springbrunnen wurden von Lorenzo Mattielli gestaltet. 

Im Kriegsjahr 1944 durch Splitterbomben beschädigt, fanden Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen an dem Brunnen bereits in den 1950er und 1980er Jahren statt. 

Der schlechte Erhaltungszustand der durch Witterungseinflüsse und Schadstoffbelastung geschädigten Stein- und Metallelemente veranlasste die Wiener Wasserwerke, erneut eine aufwändige Restaurierung in Auftrag zu geben. Ihr gingen detaillierte restauratorische und technische Untersuchungen sowie Bestands- und Schadenserhebungen voraus. Die Ergebnisse bildeten die Basis für ein Maßnahmenkonzept, das in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt erarbeitetet wurde. 

Zu den wichtigsten Maßnahmen der Steinrestaurierung, durchgeführt von der Mag. Klaus Wedenig - Denkmalpflege GmbH, zählten die Entfernung aller schädigenden Schmutz- und Sinterkrusten sowie des mikrobiologischen Bewuchses und die Festigung der geschwächten Steinbereiche. Für eine bestmögliche Substanzfestigung der bemerkenswerten Marmorskulpturen und der Hochreliefs aus Carraramarmor wurde ein spezielles Festigungsverfahren (Vakuumkreislaufverfahren) angewendet. Schadhafte Kittungen wurden ergänzt, fehlende Elemente an den Figuren, wie etwa abgebrochene Finger, sind nun in artgleichem Steinmaterial anhand historischer Vorlagen bildhauerisch rekonstruiert. Eine Oberflächenimprägnierung auf Silikonharz- Acrylharzbasis schützt die Steinteile zukünftig gegen Umwelteinflüsse. Neue Erkenntnisse wurden auch über den Unterbau gewonnen. Über einem aus Bruchstein (Kaiserstein) gemauerten Kern baut sich das Denkmal samt Brunnenbecken aus Untersberger Forellenmarmor auf.

Die entscheidenden architektonischen Gliederungs- und Zierelemente, wie Baldachin, Strahlenkranz, Kapitelle und Basen der Säulen sowie Laternen, Gitter und Buchstabenfelder bestehen vorwiegend aus Kupferlegierungen und wurden von den Restauratorinnen Maga Ursula Dorfner und Maga Katrin Herzele sorgsam restauriert. Der Schwerpunkt der Arbeiten lag auf der behutsamen Reduzierung der Krusten, Ruß-, Schmutz- und Sinterauflagen und der Erneuerung der spröden Kitt- und Verfugungsmassen, der Behandlung korrodierter Eisenunterkonstruktionen und auf einer Konservierung der Oberflächen mit mikrokristallinen Wachsen. Eine besondere Herausforderung stellte die Rekonstruktion der verlorenen Attribute der Engelsfiguren und vor allem die Sicherung der vier bereits absturzgefährdeten girlandenähnlichen Früchtefestons am Baldachin dar.

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